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  • München ist der schönste Ort der Welt und darüber diskutiere ich nicht

    Ich habe sie verachtet, diese Stadt mit ihrer Ruhe und ihrer Sauberkeit, mit ihren glücklichen Kindern auf Fahrrädern und ihren klaren Gewässern.

    Wir sind durch eine Wohnsiedlung gegangen, letztes Jahr im Winter, und jemand hat gesagt: „Solche Straßen sind der Grund, warum ich München hasse.“ Ich wusste nicht so richtig, was gemeint war. Und habe trotzdem zugestimmt. So geleckt hier, habe ich geantwortet, so idyllisch, das ist doch Realitätsverweigerung, das ist CSU. Das ist so brechend schön, dass es schon wieder hässlich ist.

    Die besten Partys sind die, auf die du nie gehen wolltest.

    This.

    Wie gut es ist, wenn die Dinge funktionieren. Wenn nicht jeder seinen Müll überall hinwirft. Wenn es in der Tram Sitzplätze gibt. Wenn du deine Tasche am Marienplatz stehen lassen kannst, mit Portemonnaie und Handy drin, und nach einer halben Stunde ist sie immer noch da. Und die Worte, fei und gel und heimgehen und servus und brezn, die sich anfühlen wie Kopfkraulen.

    Gegenschuss Fensterbank

    Ich habe mir vorgenommen, nichts zu besitzen, was mich nicht glücklich macht.

    Ich habe ein Milchkännchen, aber keine Eierbecher. Ich habe eine Spielesammlung, aber nur drei Handtücher.

    Das Milchkännchen kann ich in eine Kiste packen, die Spielesammlung auch.

    Nicht einpacken lassen sich:

    – Das Gefühl, wenn der Schlüssel sich im Schloss dreht und dahinter ein Ort ist, der warm ist und still.

    – Der Blick von den Isarbrücken.

    – Der Moment, als ich zum ersten Mal vor dem SZ-Hochhaus stand, ohne mich winzig zu fühlen.

    Oben: Zwei Assistenten

    Wie sehr ich es liebhaben sollte, dieses vagabundige Leben, heute München übermorgen ist mir egal. Mich freuen, dass ich keine Kinder habe und Geld für Zugtickets. Und wie ich gleichzeitig auf meinem Küchenboden sitzen will, mit dem Rücken an der Heizung, Tee und WLAN, ein Leben lang.

    Einen Ort zu haben, der sicher ist, an dem niemand etwas verlangt und dir nichts Angst macht, an dem nur gute Dinge passieren und morgens die Sonne scheint.

    Hoffentlich finde ich das. Wieder.